Und dann fuhr er doch erst am 23. Dezember

Oberammergau, [Montag] 14.12.1959: „Christl, Schatz. Ich fahre am Samstag [19.12.] um zwölf Uhr hier weg und denke bis abends bei dir zu sein. Es gäbe ja Gründe, noch einige Tage hier zu bleiben, um zu arbeiten, aber ich möchte nicht in letzter Stunde vor Weihnachten so gehetzt bei dir ankommen und dann will ich halt auch so bald als möglich wieder bei dir und den Kindern sein. Ich bin froh, wenn ich wieder zu Hause bin. Ich könnte ja am Samstag in der Frühe fahren, aber die Frühzüge sind mir unsympathisch.“

Oberammergau, 18.12.1959: „Ich arbeite und wurschtle und habe in drei Tagen vielleicht dreihundert Mark zusammen geschunden, aber die scheinen mir im Augenblick von so fragwürdigem Wert, so notwendig wir sie auch brauchen. Es tut mir weh, daß ich dich in diesen Hexenkessel meines Lebens hinein gezogen habe – und erst unsere Kinder. Nur zu oft fürchte ich mich davor, mit diesen freudeleeren Händen und enttäuschungsvollen Armen bei euch zu sein. – Das klang jetzt schon ‚geschwollen‘, aber dieses Fürchten ist ein großes Geschwür in mir. Bei Nacht ist es fast immer da und am Tage nicht selten. Ein Handeln in Furcht bringt auch kein Glück. Christl, ich fahre am Mittwoch [23.12.] in der Frühe hier weg und bin mittags in Karlsruhe. Sei mit den Kindern herzlich gegrüßt und geküßt – dein Berthold.“