Archiv für den Monat: Oktober 2015

Zum 86sten

Heute, am 16.10.2015, wäre mein Vater Berthold Rumold 86 Jahre alt geworden, ein Alter, das man ja durchaus erreichen kann, ohne als eine der großen Ausnahmen zu gelten. Am Mittwoch, dem 16. Oktober 1929 um 11 Uhr vormittags kam er in Ludwigshafen (am Rhein) zur Welt. Damals noch auf bayerisch-freistaatlichem Territorium, denn die linksrheinische Pfalz gehörte (bis 1946!) zu Bayern; die Stadt Ludwigshafen hatte da mehr als 100.000 Einwohner. Er war also, sagen wir mal, der 106.274ste. Der Zug ins Bayerische war der Familie nicht nur aufgrund des Wohnorts inhärent. Sein Großvater Georg Rumold hatte eine Kreszenzia Mayr aus dem bayerischen Uffing geheiratet. Uffing ist von Oberammergau, wo mein Vater dann sechs Jahre lang lebte und arbeitete, knapp 20 km (Luftlinie) entfernt.

Bildhauer

„Bildhauer“: das schaurig-magisch-ambivalente Wort. Als Berufsbezeichnung des Vaters für mich zunächst mit einem peinlichen Sonderling-Beiklang, zugleich aber „nichts besonderes“ signalisierend. Später dann ein Wort, das dem so Bezeichneten durchaus eine Sonderstellung verschaffte oder einräumte (Wörter können jemandem einen Lebens-und-Schaffens-Raum einräumen), aber eine prekäre. Als Hauer ein Handwerker, als Bildner ein Bildnis-und-Gleichnis-Macher, mit einem Bein, dem Standbein, noch auf dem Boden der Renaissance (oder gar der Antike) stehend, mit dem anderen, dem Spielbein, in der Moderne herumtastend. Konkret? Jain. Abstrakt? Auch. Figürlich? Irgendwie immer. Künstler? In Maßen. Handwerker? Wie nicht, wollte man nicht, wie der ein oder andere es tat, nur noch Pläne (womöglich am Computer entworfene) ausführen lassen. „Wollte man nicht“, „es tat“ – sind solche Überlegungen für mich passee?