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Eine andere Art von abstraktem Expressionismus

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B. Rumold: Holzgrabmal mit Christus, 1960er Jahre

Hier eines von mehreren hundert Holzgrabmalen, die mein Vater in den 30 Jahren zwischen 1962 und 1992 geschaffen hat. Wenn er einen persönlichen „Stil“ hatte, dann war es wohl dieser an der nebenstehenden Darstellung eines gewissermaßen halb gekreuzigten, halb schon auferstandenen Christus erkennbare, leicht abstrakte Expressionismus. Christus-Bilder ziehen sich leitmotivisch durch sein ganzes Werk. Immer wieder ist es natürlich der Gekreuzigte, dann aber auch das Jesus-Kind (etwa im Christopherus-Brunnen) oder der Auferstandene mit und ohne Fahne. Auch seine Entscheidung, ausgerechnet im Passionsspielort Oberammergau sechs Jahre seines Lebens zu verbringen, ist unter diesem Aspekt rätselhaft schlüssig. (Und er verließ das Dorf der Leiden Jesu im Christus-Alter von 32 Jahren!) Als er im Februar 1992 unerwartet starb, arbeitete mein Vater gerade am Entwurf eines Kreuzwegs für die Kirche Sankt-Martin in Karlsruhe-Rintheim, für die er bereits einen überlebensgroßen Christus am Kreuz geschaffen hatte. Der Grund für diese Christophilie (sofern man überhaupt nach Gründen dafür suchen will) mag einerseites in einer partiellen Identifikation mit dem Leidens- und Schmerzensmann zu finden sein. Andererseits wird man wohl auch in der Gegenrichtung fündig, da er gelegentlich Vorbehalte gegenüber dem selbsternannten „Gottessohn“ äußerte – auch diese Skepsis war offenbar ein starkes Motiv für seine erst mit dem eigenen Tod endende Auseinandersetzung mit dem „Thema“ Jesus Christus. (Dazu auch: Brief vom 1.9.1953 aus Lauchheim.)