Filialleiter bei Dettlinger?

Im Laufe der sechs Jahre (1956-1962) in Oberammergau überlegte mein Vater immer wieder (mehr oder weniger ernsthaft), ob es nicht eine Karlsruher Alternative gäbe, das heißt: ob er nicht auch in einer Werkstatt in Karlsruhe als Geselle arbeiten könnte, um die für die Ablegung der Meisterprüfung nachzuweisenden Gesellenjahre zusammen zu bekommen. Die Möglichkeit einer derartigen Möglichkeit zeichnete sich im November 1957, also am Ende seines ersten Jahres im Ammergau, ab. Bei „Herrn Dettlinger […] (dem Alten)“ handelt es sich vermutlich um den Sohn des Freiburger Holzschnitzers Joseph Dettlinger (1865-1937) und damit um den Vater des 2008 in Freiburg verstorbenen Josef Dettlinger. Bei Wikipedia wird dieser Josef (1930-2008) als Sohn von Joseph (1865-1937) bezeichnet, dabei war der jüngere Josef wahrscheinlich der Enkel des älteren Joseph und der Sohn des „Herrn Dettlinger“, mit dem mein Vater sich getroffen hat.

Oberammergau, 2.11.1957, an Ch. Rumold: „Eben habe ich mich von Herrn Dettlinger verabschiedet (dem Alten). Er hatte mit Kinsler durch die Gewerbepolizei Schwierigkeiten bekommen, aber wie er sagte, ginge der Schuß des H. Kinslers auf diesen zurück. Es kam mir das Geringkämpfel der beiden etwas abgeschmackt vor, aber ich mache mir Gedanken über einen Vorschlag von ihm. Er will bei der Brauerei Höpfner ein Stück Land pachten und einen Geschäftszweig errichten und ich soll bei ihm die Filiale übernehmen, wenn alles soweit kommt. Ich könne ja dann bei ihm meine Meisterprüfung machen. Ich habe mir nun bis jetzt gedacht: Absagen tu ich mal nicht. – Wir können ja miteinander an Weihnachten in Ruhe darüber reden zu Hause, Du und ich. – Ja einen kleinen Auftrag soll ich ihm noch machen, einen Christus, den er gesehen hat und dann hat er mir noch ein gutes Mittagessen bezahlt. Ich wäre halt doch glücklich, wenn ich bei Dir und unserem Buben sein könnte. In Karlsruhe ist ja auch eine Lehrerakademie. Das Lernen und Arbeiten macht mir im Augenblick viel Freude.“

Doch schon eine Woche später, am 11.11.1957, sieht er keinen innerehelichen Gesprächsbedarf mehr (jähe Entschlüsse waren bei ihm eher die Regel als die Ausnahme), denn er schreibt: „Mit Herrn Dettlinger werde ich kaum ein Geschäft eingehen, denn ich habe mich nach einigem Überlegen doch dazu entschieden, meinen Weg so weiterzugehen, wie ich es mir vorgenommen habe.“