Die Bedingungen der Möglichkeit des Gedankens der Freiheit sind nicht immer gegeben

Oberammergau, 24.6.1959, an Ch. Rumold: „Heute Morgen habe ich in einer Zeitung etwas von Schiller gelesen, nur so ein Wort vom edel sein des Menschen, und mich dabei an eine Radiosendung vom Samstag erinnert, in der der Ansager das Schillerjahr erwähnte und meinte, wenn er sich heute ein Schauspiel von Schiller anhört, dann klingt ihm die Sprache darin wohl gedrechselt und fremd. Aber wir müssen im Gesamtblick auf das Schaffen des Mannes immer anerkennen, daß er in unbändigem Maße die Freiheit von den Diktatoren den Menschen als Ziel vorstellte. / Ich habe mir später gedacht, daß er beinahe ein Gesetz der Freiheit, der Moral in der Freiheit schuf. Im Gegensatz zur Freiheit Goethes. Wie Beethoven gegen Mozart. Und bei der Sprache halte ich ihm zugute, daß er eben seine Speise mit Messer und Gabel ißt. Ich habe mich in Aalen zu sehr von den Umständen beeinflussen lassen und war unmöglich frei für seine Gedanken. Aber Christl, mein Lieb, du hast sicher andere Sorgen im Kopfe als jetzt so etwas.“