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Prolog (bei den Adventisten)

Wo ein Vater war, gab es notwendigerweise auch eine Mutter. Patrolog und Matrolog sind demnach in Teilen kaum voneinander zu unterscheiden. Und das gemeinsame, die Paarbeziehung ursprünglich stiftende Dritte ist hier mit im Bilde: die Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten. Berthold Rumold stand zu dieser Zeit am Beginn seiner Holzbildhauerlehre bei Karl Kinsler.

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Gemeinsam beugt man sich über das Wort Gottes – in der Mitte: Christine („Christl“) Luise Burst, ab 1955 verh. Rumold (Aufnahme ca. 1950)

 

Betrachtungen bei einer Zigarette in Lauchheim 1953

Aus einem Brief an Ch. Burst aus Lauchheim am 1.9.1953: „Langsam ging ich in ein Geschäft kaufte mir eine Zigarette und spazierte einen sogenannten Stationenweg zu einer Wallfahrtskirche vor die Stadt. Ein seltsames Gefühl ist das, wenn man mit der Zigarette in der Hand die Leiden unseres Heilandes von Pilatus aus verfolgt, bis zur Grablegung. Ich bekam das erste Mal vor einem Bild, und sogar noch vor ganz gewöhnlich ja nahezu kitschigen Ausführungen, einen Schauer und ein Miterleben der Leiden unseres Herrn. Als er zum ersten Mal hinfiel, der Augenblick der Kreuznagelung, der für mich immer der schrecklichste Gedanke war, denn mit dem Einschlagen der Nägel in das Fleisch Gottes wurde der Tod des Lebens Wirklichkeit. Es ist für mein Empfinden schlimmer als das grausige Hängen am aufgestellten Kreuze. Endlich wurde er abgenommen und behutsam ins Grab gelegt. – Und ich ging weiter, setzte mich unter einen Lindenbaum und schaute, versonnen meine Zigarette weiterrauchend, auf das Lauchheim.“

(Siehe dazu auch diesen Beitrag: Später Kreuzweg als visueller Schlussakkord.)

Mein Vater hatte 1953 erst eine Zeitlang in Aalen in einer Ziegelei gearbeitet und war dann ins benachbarte Lauchheim gezogen, um dort in einer nicht näher bezeichneten Werkstatt zu arbeiten, obwohl er in der Fabrik besser bezahlt worden wäre. Einer der Gründe für den Wechsel lag wohl in dem von ihm so genannten „Sabbatkampf“ mit den Adventisten, in deren Kreisen er verkehrte. Damals war der Samstag (für Nicht-Adventisten) noch ein beinahe normaler Arbeitstag, doch für die Advent-Gemeinde rührte der Verstoß gegen das Gebot der Sabbat-Ruhe an die Grundlagen ihres Selbstverständnisses. Denn als „Siebenten-Tags-Adventisten“ hatten sie sich gerade das Dringen auf die Beachtung des samstäglichen Arbeitsverbots zu ihrer ureigenen Aufgabe gemacht.