Krieg und Frieden und Chorgesang

Oberammergau, 19.10.1958, an Ch. Rumold: „Trotz all der Arbeit war ich vorgestern im Kino. ‚Krieg und Frieden‚. Der große Film ist ein ähnlicher Gedankengang wie unser Buch ‚Die Versöhnung‘. Die Männerrollen gefielen mir sehr gut, wenn auch der Hauptdarsteller [Henry Fonda], die Dichterperson in seiner ruhigen Sicherheit, die durch Aussprüche, er sei unsicher, nur noch untermauert wurden, fast an Überheblichkeit grenzte. Aber ich halte es für möglich, daß die Gestalt im Buche wesentlich von der Vorstellung des Filmregiseurs abweicht. Wenn allerdings amerikanische Filmsternchen [Audrey Hepburn!] an europäische Frauenrollen mit Schicksalen wie bei einer Königin Luise herangehen, geht es meistens schief. Aber im Augenblick, da man das Kino verläßt, ist man gut beeindruckt. Mir ging es mal so. Und gestern Abend war ich in einem Chorkonzert unseres Jugendchors. Sehr gut gefiel mir das Lied: ‚Ein neu Gebot‘, Motette von Bütger. Dann Lieder mit Vertonungen von Friedrich Zipp, Carl Orff, Bela Bartok und der ‚Feuerreiter‘ von Hugo Distler. Schatz, kennst Du einige Namen davon? Ach, ich wollte Dich heute nicht mit Namen beschweren.“