Jetzt hoffen wir halt, dass es mit mir einmal besser wird

Aus einem Brief an Ch. Rumold – Oberammergau, 9.1.1961: „Den Mantel, den ich für dich machen ließ, habe ich schon drei Wochen in meinem Schrank hängen. Er war eine grausige Enttäuschung in Farbe und Schnitt. Ich hatte ein zartes Weinrot ausgesucht. Es ist ein grausiges Grau geworden. Der Schnitt ist ja einfach, aber der Kragen so eckig und unweiblich, nicht ein bissel modern gefällig – und dafür muß ich noch 150 Mark zahlen. So schlaue Sachen mache ich am laufenden Band. Wenn ich wenigstens daraus lernen würde; aber da habe ich wenig Hoffnung. Sonst bin ich wenigstens gesund, ich gehe gerne mit meinen Schi einen Berg hinauf und puste mich dabei gründlich aus und fahre dann einen gemütlichen Weg hintenrum herunter. Das Wetter ist heut‘ Morgen immer ein bissel unter und etwas über dem Gefrierpunkt. Schneien tut es oft. Zum Schilaufen ist das recht schön. Wenn ich es nur ein bissel besser könnte, nur zu oft muß ich im Hochwald vor einem Baum die Notbremse ziehen, d.h. mich grad auf den Hintern setzen, bevor ich in einen Baum sause. Aber es geht doch von mal zu mal besser und schön ist es immer in der verschneiten Stille, wenn nur das Wild in gemessenem Abstand an einem vorbeizieht, oder verhoffend von oben herab auf einen lugt. Gestern bekam ich fast Angst vor einem großen Hirsch, der nicht aus dem Weg ging (ich kam gegen den Wind ganz still herangeschlittert er sah mich nicht beim Äßen und hörte nichts). – Am Abend sah ich O. W. Fischer in ‚Scheidungsgrund Liebe‘. Er hat sich da ein bissel arg in Szene gestellt und überflüssige „Boulevard-Milieus“ waren auch genug drin. Schade, es war so nett, wie er den Köder selbst bezahlen mußte (ein Fisch) mit dem er ‚geangelt‘ wurde. Christl, Schatz, jetzt hoffen wir halt, daß es mit mir einmal besser wird.“