Womöglich feiert mein Vater heute, am 22.2.2017, seinen 25sten Todestag. Mit einem jenseitig festlichen Essen? Dann wird es als Nachtisch Schokoladenpudding mit Vanillesoße geben, was hienieden kaum noch kredenzt wird.
Krongasse 11, Ludwigshafen am Rhein

In der Krongasse 11 in Ludwigshafen am Rhein wohnten in den 1950er Jahren Berthold Rumolds Mutter Klara und seine jüngeren Geschwister Hans und Ilse. 1953, um ein numerisch markantes Jahr herauszugreifen, war die Mutter Klara 50 Jahre alt, Schwester Ilse war 10 und Bruder Hans 13 Jahre. B. R. selbst war schon 24 und lebte 1953 in Aalen bzw. Lauchheim im östlichen Württemberg.
Zum 86sten
Heute, am 16.10.2015, wäre mein Vater Berthold Rumold 86 Jahre alt geworden, ein Alter, das man ja durchaus erreichen kann, ohne als eine der großen Ausnahmen zu gelten. Am Mittwoch, dem 16. Oktober 1929 um 11 Uhr vormittags kam er in Ludwigshafen (am Rhein) zur Welt. Damals noch auf bayerisch-freistaatlichem Territorium, denn die linksrheinische Pfalz gehörte (bis 1946!) zu Bayern; die Stadt Ludwigshafen hatte da mehr als 100.000 Einwohner. Er war also, sagen wir mal, der 106.274ste. Der Zug ins Bayerische war der Familie nicht nur aufgrund des Wohnorts inhärent. Sein Großvater Georg Rumold hatte eine Kreszenzia Mayr aus dem bayerischen Uffing geheiratet. Uffing ist von Oberammergau, wo mein Vater dann sechs Jahre lang lebte und arbeitete, knapp 20 km (Luftlinie) entfernt.
Bildhauer
„Bildhauer“: das schaurig-magisch-ambivalente Wort. Als Berufsbezeichnung des Vaters für mich zunächst mit einem peinlichen Sonderling-Beiklang, zugleich aber „nichts besonderes“ signalisierend. Später dann ein Wort, das dem so Bezeichneten durchaus eine Sonderstellung verschaffte oder einräumte (Wörter können jemandem einen Lebens-und-Schaffens-Raum einräumen), aber eine prekäre. Als Hauer ein Handwerker, als Bildner ein Bildnis-und-Gleichnis-Macher, mit einem Bein, dem Standbein, noch auf dem Boden der Renaissance (oder gar der Antike) stehend, mit dem anderen, dem Spielbein, in der Moderne herumtastend. Konkret? Jain. Abstrakt? Auch. Figürlich? Irgendwie immer. Künstler? In Maßen. Handwerker? Wie nicht, wollte man nicht, wie der ein oder andere es tat, nur noch Pläne (womöglich am Computer entworfene) ausführen lassen. „Wollte man nicht“, „es tat“ – sind solche Überlegungen für mich passee?
Betende Hände und ihre Wirkung
Oberammergau, 25.12.1956, an Ch. Rumold: „Die Süßigkeiten des schönen Paketes haben mir schon zum Teil gut geschmeckt und die Wurst kam mir gerufen. Im allgemeinen streiche ich mir Honig auf’s Brot, die Wurst ist so teuer, da war es mir aber jetzt doch recht. Die warmen Untersachen von Mutti kann ich ja auch sehr gut gebrauchen, sage ihr bitte meinen herzlichen Dank. Der Waltraud hättest Du vielleicht besser nicht die ‚Betenden Hände‚ geschickt, denn die fühlt sich jetzt scheinbar verpflichtet, also wenn ich denke, daß Du ihrem Mann einmal bei besonderen Anlässen etwas schenken wirst mit der Beischrift ‚dem lieben Günther‘, na danke, ich bekäme zumindest ein leicht zu definierendes Gefühl um die Herzgegend.“
Einer von 51: Gruppenbild mit Berthold R.

Welcher von diesen 51 Erstklässlern ist Berthold Rumold – der in der Mitte mit dem herunterhängenden Hosenträger? (Ludwigshafen, Gräfenaustr. 32)
Georg Rumold und Georg Rumold

Hinten: Georg Rumold, der Vater von Berthold Rumold, vorne: Georg Adam Jakob Rumold, der Vater von Georg, Großvater von Berthold Rumold (die Aufnahme entstand vermutlich in Ludwigshafen).
Dokument Lang selig Erben
!["Die Firma bestätigt hiermit, dass Herr Berthold Rumold geb. am 16.10.29 wohnhaft in Oberammergau, in der Zeit vom 2.11.56 bis gegenwärtig [6.2.62] bei uns als Bildhauer-Geselle beschäftigt ist."](https://patrolog.lotharrumold.de/wp-content/uploads/2015/07/oag_lang_bestaetigung_a.jpg)
„Die Firma bestätigt hiermit, dass Herr Berthold Rumold geb. am 16.10.29 wohnhaft in Oberammergau, in der Zeit vom 2.11.56 bis gegenwärtig [6.2.62] bei uns als Bildhauer-Geselle beschäftigt ist.“
Das neue Lied ist das alte Lied
„Oberammergau, 2.4.62 / Liebe Christl! / Vielen Dank für Deinen lieben Brief. Es geht mir gesundheitlich soweit gut. Leider das andere macht mir Sorgen. Die Handwerkskammer hat noch immer keinen Bescheid, ob sie das Meisterstück jetzt doch genehmigt. Seit heute bin ich wieder ganz in der Werkstatt. Ich brauche überhaupt Geld. Das ist alles an Neuem. / Ich sende Dir herzliche Grüße, ebenso den Kindern / Dein Berthold!“
Oberammergauer Pfarrkirche

„Oag. 11.2.61 / Liebe Christl! / Es ging mit der Arbeit besser als ich dachte, aber wie es wieder in den nächsten Wochen wird? Na, ich hoffe, daß mal wieder „Speck“ zu schnitzen ist. / Christl, sei mit den Kindern lieb und herzlich gegrüßt / von Deinem Berthold.“